RC Freyung

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Rumänienfahrt

trikot
Wappen Freyung (bunt)

Erlebnisreise mit dem Rad von Freyung nach Rumänien

 

Freyung 2008  „Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, heisst es im Volksmund so schön. Das trifft für die Teilnehmer der diesjährigen Fernfahrt des RC Freyung in Besonderem zu. Die Freyunger Radsportler haben heuer eine ganz aussergewöhnliche Tour in Angriff genommen. In sechs Tagen radelten sie 1.185 Kilometer von Freyung nach Sibiu (Hermannstadt) mitten in Rumänien und lernten dabei die verschiedenen Facetten des Landes kennen.

 

Rumänien, das wäre eine ganz besondere Herausforderung, dachten sich die Freyunger Radler, als sie im vergangenen Herbst die Richtung für die nächste Fernfahrt bestimmten und wählten schließlich mit Sibiu, in deutsch Hermannstadt, die europäische Kulturhauptstadt 2007 zum Ziel ihrer diesjährigen Fernfahrt. Mit Sabine und Herbert Brückl, Werner Ebner, Ludwig Faschingbauer, Otto Graf, Josef Kerschbaum, Hans Maier, Gerhard Pauli und Wolfgang Raab machten sich Samstag vor einer Woche schliesslich eine Frau und acht Männer auf die anstrengende Fahrt.

Bei strahlendem Sonnenschein – der die neun Radler während der ganzen Reise begleitete – ging es am ersten Tag durch das Mühlviertel nach Linz und von dort der Donau entlang bis nach 236 Kilometern schliesslich mit der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten das erste Etappenziel erreicht war. Als es am nächsten Tag den Wiener Wald zu durchqueren galt, waren zunächst wieder einige Anstiege angesagt. Danach führte die Tour flach durch das aus einem Musikstück bekannte, romantische Helenental bis zum Neusiedler See und von dort über die österreichisch-ungarische Grenze weiter nach Kapuvar. Am Tag 3 waren zunächst die Berge des Bakoyer Waldes bis zum Plattensee zu überwinden, ehe es von hier weiter nach Dunaföldvar wieder zur zwischenzeitlich stark angewachsenen Donau zurück ging. Am vierten Tag durchquerte man die ungarische Puszta bis nach Szeged, wo dann die ungarisch-rumänsiche Grenze überquert wurde und mit Sannicolau Mare (Groß St. Nikolaus) im Banat das erste Etappenziel in Rumänien erreicht wurde.  Auf grösstenteils schlechten und holprigen Fahrbahnen verlief die Route am fünften Tag südlich der Maresch über Arad bis nach Deva. In den Ortschaften schien hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Ausser der meist schlecht asphaltierten Durchgangsstraße gab es nur Sandwege in den Dörfern und Städten. Neben der Strasse wurden Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, Enten und Gänse frei gehalten. Oft standen die Tiere mitten auf der Fahrbahn und die Radler mussten ihnen ausweichen. Als Transportmittel wurden überwiegend noch Pferdefuhrwerke eingesetzt, ab und an sah man einen „Uralt-Traktor“. Große Flächen des eigentlich fruchtbaren Ackerlandes lagen wegen des technischen Rückstandes brach. Die Freyunger Radlergruppe zog in dieser abgeschiedenen und armen Gegend immer wieder die Blicke auf sich und lieferte Stoff für das Ortsgespräch. Aber auch den Radlern setzten die schlechten Strassen und die hohen Temperaturen, die meist über 35 ° im Schatten lagen, kräftig zu.

Da die einzige, gut ausgebaute Hauptstrasse von Ungarn aus über Sibiu nach Bukarest sehr stark befahren war, wich man auch am letzten Tag der Fahrt wieder auf Nebenstrecken aus. Dabei stellten sich in der Landkarte als Durchgangsstrassen eingezeichnete Strassen immer wieder als Schotterwege oder Sandstrassen heraus, die mit den Rennrädern nicht befahren werden konnten, so dass die Strecke mehrmals geändert werden musste. Die um Rat gefragten Einheimischen zeigten sich hierbei sehr freundlich und hilfsbereit.  Nach insgesamt 46 ½ Stunden im Sattel wurde die transsilvanische Hauptstadt schliesslich am sechsten Tag der Fahrt erreicht.

Die wunderschöne Stadt Sibiu entschädigte die abgekämpften Pedalritter aus dem Bayerischen Wald für die starken Strapazen der vorangegangenen Tage. Mit ihrem deutschstämmigen Pensionsbetreiber und Hermannstädter Stadtrat fanden sie auch gleich einen idealen Stadtführer, der ihnen die herrlichen Bauwerke und Einrichtungen, die Sibiu vergangenes Jahr den Titel europäische Kulturhauptstadt eingebracht hatten, zeigte und dazu aus seiner Stadtratstätigkeit so manch interessante Hintergrundinformation einfliessen lassen konnte. Die rund 170.000 Einwohner zählende Stadt in Siebenbürgen wird übrigens vom deutschen Forum, einer politischen Organisation der deutschen Minderheit (in Hermannstadt leben nur noch etwa 2.000 Deutschstämmige!), regiert, auch den Bürgermeister stellt die Minderheitsgruppierung. Die aufstrebende und quirlige Stadt steht ganz im Gegensatz zu den armen Dörfern, die in den vorangegangenen Tagen gesehen wurden. 

Die stundenlange Heimfahrt mit einem Kleinbus konnte sich die Gruppe dann schon mit der Nachbesprechung so mancher Reiseerlebnisse etwas verkürzen. Besonders froh war Organisator Josef Kerschbaum aber darüber, dass sich auf der Tour niemand verletzt hat und es auch trotz der zum Teil katastrophalen Strassenverhältnisse – abgesehen von erstaunlicherweise nur zwei Platten – zu keinen Materialschäden gekommen ist.

RC - Rumänien 2008 - Bild 001_rs

Vor einem rumänischen Dorfwirtshaus besprechen Ludwig Faschingbauer (links) und Wolfgang Raab eine Ausweichroute, nachdem sich eine in der Landkarte eingezeichnete Durchgangsstrasse wieder einmal als unbefahrbarer Feldweg herausstellte.

Übrigens, der in der Mitte sitzende Mann mit Hut trägt ein Hemd mit der Aufschrift „Klinikum Passau“; ein Beleg dafür, dass die Rumänienhilfe auch auf dem Land ankommt. 

RC - Rumänien 2008 - Bild 002_rs

Geschafft, nach knapp 1.200 Kilometern im Sattel haben Hans Maier (von links), Gerhard Pauli, Ludwig Faschingbauer, Wolfgang Raab, Werner Ebner, Herbert und Sabine Brückl, Otto Graf und Josef Kerschbaum die Stadtgrenze von Hermannstadt erreicht.

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